Bondia (Portugiesisch & Tetun=Guten
Morgen),
es ist 5.30 Uhr, ich sitze in
unserer Kueche bei einem Tee, draussen ist es noch stockdunkel (in Timor-Leste
wird es gegen 6 Uhr hell), die Haehne kraehen und ich bin hellwach. Warum das
Ganze? Ich habe ein Jetlag, denn ich war die letzten drei Wochen in
Deutschland.
Das Internet sagt dazu: Als
Jetlag
(aus dem
Englischen von
jet ‚Düsenflugzeug‘ und
lag
‚Zeitdifferenz‘) wird eine nach Langstreckenflügen über mehrere
Zeitzonen
auftretende Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus (circadiane Dysrhythmie -
circadiane Rhythmik) bezeichnet. Sie wird als
deutsche Übertragung zuweilen auch als
Zeitzonenkater bezeichnet.
So, also, ich habe einen “Zeitzonenkater”,
seit drei Tagen wache ich immer zwischen vier und 5 Uhr morgens auf. Ganz
schoen beknackt, aber irgendwie auch ein bisschen lustig und ein paar gute
Ideen hat es zumindest schon gebracht. Man hat viel Zeit zum Nachdenken…
Momentan stelle ich fest die
Uebergangsphase wieder hier in Timor-Leste und somit auch irgendwo in einer
“anderen Welt” anzukommen, ist sehr spannend, was genauso beim Ankommen in
Deutschland der Fall war, denn bislang gewohnte Dinge erscheinen ploetzlichin
einem neuen oder anderen Licht und das ist hoch interessant. Und genauso
schnell wie diese Eindruecke erscheinen, verfliegen sie auch wieder zur Gewohnheit.
Bevor das eintritt, versuche ich Euch nun ein paar Eindruecke zu schildern.
Als ich in Deutschland ankam,
habe ich mich erstmal auf Richtung Koeln zu unserem Familiennachwuchs, meinem
Neffen Lukas gemacht, und als ich am Koelner Hauptbahnhof ins Taxi steigen
wollte, bin ich automatisch zur linken Vorderseite gegangen (in Tinor-Leste ist
Linksverkehr), was dazu fuehrte, dass der Taxifahrer mich erbost anraunzte
-“Eigentlich wollte ich fahren….”.
Bei meinem ersten Spaziergang in
Nippes ist mir aufgefallen wie auffaellig ruhig es auf den Strassen ist, kaum Geraeusche
und die Menschen, die einem begegnen, verhalten sich so leise. In Timor-Leste umgeben
einen viel mehr Geraeusche, zum einen sind viele Kinder zu hoeren, staendig
knattert ein Moped oder ein Kleinbus irgendwo rum-nicht zu vergessen die
Haehne, die alten Schreihaelse (!)- und die Leute sitzen viel draussen vor
ihren Haeusern. In Deutschland spielt sich einfach viel mehr drinnen bzw. im
Privatbereich wie auf dem Balkon oder im Garten ab. Um unser Haeuschen herumist
es auch relativ ruhig, aber sobald man um die naechste Strassenecke ist, gehts
los.
Als ich dann auf die Neusser Strasse
(grosse Einkaufsstrasse in Koeln-Nippes) abgebog, war mein erster Gedanke, dass
die Strasse so “kuenstlich” aussieht, was daran liegt, dass sie, wie die meisten
Einkaufsstrassen in Deutschland, zugepflastert ist mit Kettenlaeden - Der
deutschlandweite Optiker, die Selbstbedienungsbaeckerei, Drogeriemaerkte von
der Stange, die ganzen Supermaerkte…
Das Innere der Laeden hingegen habe
ich dann sehr genossen, ich hatte mehrfach einen Kaufrausch und habe uns
eingedeckt mit Schokolade, Spaetzle, einem Berg Drogerieartikeln,
Sonnenblumenkernen, Gewuerzen, Kaese, Vollkornbrot, Medikamenten, Bonbons,
Kaugummis, usw. usw. Was mir allerdings negativ aufgestossen ist, war die
riesige Fleischauswahl, wer braucht denn 50 verschiedene Wurstsorten?
Bei meiner ersten eigenen Autofahrt,
kam ich mir vor wie Schuhmacher, weil man einfach drauf los fahren kann und
nicht bei jedem Meter mit dem naechsten Schlagloch rechnen muss. Sehr angenehm.
Mir ist auch die ganze Auswahl an
Cafes, Kneipen, Kino, Theater, Parks…sehr positiv aufgefallen, da steckt viel
Liebe im Detail war mein Eindruck. In Freiburg kam mir allerdings auf der
anderen Seite die Stadt sehr eng, zugebaut bzw. ueberbevoelkert vor, selten
Freiraum und Platz zwischen den Haeusern.
Insgesamt war es sehr erholsam,
erfrischend und schoen in Deutschland zu sein und Euch wieder zu sehen. Fuer
die, bei denen ich mich nicht melden konnte, hoffentlich das naechste Mal!
Das Zurueckkommen nach Timor-Leste
und das Einreisegefuehl war ebenfalls total positiv, es hat sich direkt wieder
vertraut angefuehlt, was ein gutes Zeichen ist. Natuerlich war die groesste
Motivation auf der Rueckreise endlich Holger wieder zu sehen! Mich flasht schon
die ganze Woche das helle Licht und wie gruen es in Timor-Leste ist, selbst
hier in der Hauptstadt gibt es gewaltige Natur, riesige Baeume, Meere an
Bananenstauden und unser Stadtteil ist voller Voegel-morgens gibts immer ein
gratis Vogelkonzert. Das ist hier zudem besonders, denn, so wurde mir erzaehlt,
in der indonesischen Besatzungszeit sind viele Vogelarten aufgrund der
Bombadierungen und des Napalmeinsatzes abgewandert. Nun kehren sie zurueck.
Insgesamt erscheint mir das Land
in einem viel positiveren Lichtm als bei meiner Abreise, ich hatte die Spuren
der Zerstoerung in Dili zum Beispiel viel staerker in Erinnerung und nun fallen
mir mehr die herausgeputzten Ecken aus.
Und, dass die Menschen hier so
strahlend grinsen, hatte ich in der Intensitaet nicht in Erinnerung.
Leute, die schon laenger in
Timor-Leste arbeiten, sagen, dass es sehr wichtig ist sich alle paar Monate
frischen Wind um die Nase wehen zu lassen, denn es ist ein sehr kleines Land
mit vielen Herausforderungen. Da ist was dran.
Anbei noch ein paar Impressionen
von der Deutschlandreise.
Schoenen Gruss und bis bald, Mana
Pia