- Hau hamlaha, hau hakarak haan! (Ich habe Hunger, ich will essen)
- Ita gosta saida? (Was magst Du?)
- Hau la gosta naan, hau gosta etu ho modo (Ich mag kein Fleisch, ich mag Reis und Gemüse)
(Tetun wird zum großen Teil so
ausgesprochen wie es geschrieben wird)
Inzwischen sind wir zwei Wochen im
Lande und sind beim Sprachkurs über die „Ich heisse …. - Wie
heisst Du?“ - Phase hinaus. Wir können uns in ganzen Sätzen mit
„und“ und „oder“ artikulieren und unseren Sprachlehrern auf
Tetun antworten und uns gegenseitig nach unseren Essenvorlieben oder
unserem Herkunftsland ausfragen. Auf der Straße ist die Sache eine
andere, hier wird schneller und weniger klar gesprochen – ein
Problem, das wohl alle schon durchgemacht haben, die eine neue
Sprache gelernt haben.
Wie es uns geht? Wir fühlen uns wohl!
Wir sind, wie wir inzwischen herausgefunden haben, in der kältesten
Jahreszeit angekommen. Das Wetter entspricht im Moment in Temperatur
und Lufteuchtigkeit einem guten deutschen Sommer. Dili (die
Hauptstadt von Timor-Leste) ist weit weniger chaotisch, schmutzig und
gefährlich, wie einige Vorabinformationen glauben ließen. Der
Verkehr fließt mit gemächlichen 30 km/h vor sich hin, was
angesichts des Zustands mancher Autos und der angenommenen
Bremsanlagen auch eine gute Idee ist. Wir haben glücklicherweise
einen Motorroller geliehen bekommen, und bewegen uns im Verkehr, der
ungefähr einer Schafherde auf der Flucht ähnelt, genauso agierend
und auf die umgebenden Fahrer reagierend wie die Timoresen selbst.
Aktuell leben wir immer noch im Hotel.
Die Wohnungs-/Haussuche ist im Gange, und wir bekommen von allen
Seiten Tips und Telefonnummern. Das ist das Gute an einer großen
internationalen Community, wie es sie in Dili aktuell noch gibt.
Ungefähr jeder „International“, den/die wir fragen kennt
jemanden, der gerade auszieht, oder ein Haus besitzt, oder in den
nächsten Monaten das Land verlassen wird. Viele Wohnungen befinden
sich allerdings in sogenannten „Compounds“, das heisst mit hohen
Mauern (4m+) abgeriegelte kleine Welten, die Häuser und Apartements
im europäischen Standard mit full service anbieten.
Leider hat die internationale
Gemeinschaft, die seit über zehn Jahren in Dili wohnt und
arbeitet, die Wohnpreise im Allgemeinen in absolut unangemessene Höhen
getrieben. Zwischen
2000 und 3500 Dollar (sic!) pro Monat sind nicht ungewöhnlich.. Viele Angebote muss man einfach direkt ablehnen, auf Grund
der überzogenen Erwartungen lassen sich Vermieter auf kein
Verhandeln ein. Compounds werden außerdem unter dem Argument „mehr
Sicherheit“ angepriesen, allerdings gibt es gar keinen Anlass, über
das auf der ganzen Welt gebotene Maß an Vorsicht hinaus aktiv zu
werden. Mehrere langjährige Bewohner Timor-Lestes haben uns
unabhängig voneinander versichert, dass es für Unruhen keinen Grund
mehr gibt und zudem Ausländer nie das Ziel von Angriffen waren. Wir
suchen daher weiter mit gutem Gefühl nach einer Bleibe in einer
timoresischen Nachbarschaft.
Nachdem man sich ein paar Tage in Dili
bewegt hat, einkaufen war, nach Essensmöglichkeiten gesucht hat,
etc. wird einem klar, dass die Hauptstadt eine Blase ist, die nicht
wirklich Timor-Leste entspricht. Ständig fahren UN-Fahrzeuge vorbei,
es gibt sehr viele Restaurants, die auf den westlichen Geschmack und
Geldbeutel ausgelegt sind und man merkt, dass das Leben hier in den
letzten Jahren stark durch den westlichen Lebensstil beeinflusst
wurde. Zudem muss man schon mit wachen Augen durch die Stadt gehen um
das Land als eines der Ärmsten in Asien wahrzunehmen. Leider haben
wir den Weg aus der Stadt noch nicht geschafft, daher wird am
kommenden Wochenende der erste Ausflug nach Baucau führen, die
zweitgrößste Stadt des Landes, und doch ungleich kleiner und
deutlich weniger durch westlichen Einfluss geprägt. Dann wird uns
hoffentlich noch einmal bewusster werden, in welch anderen Welt wir
uns hier bewegen. Bisher war alles sehr einfach … zu einfach.
Soviel grob zu unserem aktuellen
Status. Was Timor-Leste bisher für uns ausmacht ist die große
Freundlichkeit der Menschen. Schon unsere ersten Sprachversuche
sorgten für Amüsiertheit und gleichzeitig große Begeisterung. Das
Gemeinschaftsgefühl ist hier sehr wichtig, und die europäische
Distanziertheit ist oft fehl am Platz. Beispiel gefällig? Als ich am
dritten Tag im Laden der TimorTelecom war um SIM-Karten zu besorgen
hielt ich natürlicherweise den Abstand von ungefähr einem halben
Meter zu den vor mir stehenden Leuten am Schalter ein. Timoresen
interpretieren dies aber nicht als „Anstehen“ sondern als
uninteressiertes Herumstehen. Folglich stellten sich ständig Leute
„vor mich“, die einfach die leeren Lücken auffüllten. Man wird
auch auf dem Markt nicht bedient werden, wenn man nicht durch Stehen
direkt am Stand deutlich macht, dass man am Kauf der Produkte
interessiert ist. Dieses Gemeinschaftsgefühl drückt sich auch darin
aus, dass völlig Fremde bei erstem Kontakt als „Bruder“/“Schwester“
respektive „Onkel“/“Tante“ angesprochen werden, und nur
ausgesprochene Respektspersonen als „Senyor“/“Senyora“
betitelt werden.
In diesem Sinne, Brüder, Schwestern,
Onkel und Tanten:
Liebe Grüße von mana Pia und maun
Holger
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