Um diese Frage verstaendlich erklaeren
zu koenne, muss ich ein kleines bisschen ausholen.
Timor-Leste ist ein
sogenanntes “Post-Konfliktland”, in dem ueber 25 Jahre lang in einem
Guerillakrieg gegen die indonesische Besatzung fuer ein unabhaengiges
Timor-Leste gekaempft wurde. D.h. die Bevoelkerung hat ueber viele Jahre hinweg
unter gewaltsamen Bedingungen gelebt, wurde bespitzelt, ect. Dabei sehen die
individuellen Erfahrungen ganz unterschiedlich aus, je nach Region waren Teile
der Bevoelkerung auch wenig von dem Unabhaengigkeitskampf direkt tangiert. Davon
ein anderes Mal ausfuehrlicher, ich habe ja behauptet nur ein bisschen
auszuholen… Seit 2002 ist Timor-Leste entgueltig ein eigener Staat, aber nach wie
vor gibt es Konfliktlinien in der Bevoelkerung, denn eine lange Phase unter
gewaltsamen Bedingungen geht selten an einer Bevoelkerung spurlos vorbei und
bis heute sind friedliche Loesungsanzaetze nicht allgemein bekannt. Darin sind wir
Malai (Auslaender) zum Glueck nicht verstrickt, die Konflikte befinden sich
innerhalb der Bevoelkerung und unsere Arbeit ist hier willkommen.
In meinem Projekt geht es
um Friedensarbeit, Konfliktpraevention und Konflikttransformation mit Fokus auf
Jugend. Ueber ein Drittel der Bevoelkerung in Timor-Leste ist unter zwanzig
Jahre alt. Die Jugendarbeitslosigkeit ist sehr hoch und die Integration
in staatliche und gesellschaftliche Strukturen gleichzeitig gering, was oft
Frustration und das Gefuehl eingeschraenkter Zukunftsperspektiven mit sich
bringt. Gleichzeitig ist Professionalisisierung im Bereich von Friedens- und
Jugendarbeit stark eingeschraenkt. Mein Projekt unterstuetzt friedensfoerdernde
Initiativen timoresischer NGOs (Nichtregierungsorganisationen/Vereine), mit
ganz unterschiedlichen Projektideen. Zum Beispiel gibt es zur Zeit eine NGO,
die durch Dialogforen in Gemeinden versucht das Bewusstsein dafuer zu schaffen,
dass es wichtig ist die Stimmen Jugendlicher in die Lokalpolitik einzubeziehen;
eine NGO hat eine Wanderausstellung zur Geschichte Timor-Lestes organisiert, zu
der explizit Schueler eingeladen werden; eine andere NGO organisiert
Praeventionstrainings gegen sexuelle Gewalt; ein Verein bringt verschiedene Parteien
in einem Brennpunktstadtviertel in Dili zusammen; ein Verein startet eine
Kampagne fuer Frauenrechte... Die Antragsteller kommen zu uns ins Projekt und
wir beraten dann bei der Projetkonzeption und Antragsschreibung. Bedingung ist,
dass sie eine Vereinsregistrieriung haben, brauchbares Bildungsmaterial und Erfahrung
durch die Umsetzung von anderen Projekten. Wer gefoerdert wird, wird alle sechs
Wochen in einem Kommitee mit dem zustaendigen Amt fuer Jugend und Sport, dem
Dachverband der Nichtregierungsorganisationen und dem Dachverband fuer Frauenorganisationen
zusammen entschieden. Wenn die Projekte starten, bin ich oft zu Veranstaltungen
in den Distrikten eingeladen. Spannend daran ist, dass ich viele
unterschiedliche Leute kennen lerne und verschiedene Projektansaetze sehe.
Neben den NGOs werden auch vier Jugendzentren gefoerdert, in denen
Jugendgruppenleiter Kleinprojekte fuer Jugendliche anbieten. Dabei sind die
Ideen gar nicht weit von dem entfernt, was man auch in einem Jugendzentrum in
Deutschland finden wuerde-Musikgruppen, Tanzgruppen, Computerkurs,
Englischkurs, Zeitungsprojekt..
Bisher
stellt die Regierung fuer diesen Bereich wenig Budget zur Verfuegung, im
naechsten Jahr ist aber die Implementierung eines nationalen Jugendfonds
geplant, d.h. mein Projekt wird sich veraendern und eher in die Beratung von
der Implementierung dieses Fonds gehen, was in meinen Augen eine sehr sinnvolle
Perspektive ist.
Ein
Kollege von mir arbeitet in einem Projekt fuer Beschaeftigungsfoerderung von
Jugendlichen, was definitv ebenfalls ein wichtiger Punkt fuer
Friedensfoerderung in Timor-Leste ist.
Ja,
weitere Details erzaehle ich gerne bei meinem Besuch im Mai in Deutschland in
Verbindung mit einem Kaffee, Tee oder Bierchen…fragt mich einfach.