Lafaek
Lafaek
bedeutet auf Tetun, der offiziellen Landessprache in Timor-Leste-neben
portugiesich- “Krokodil” und ist ein viel diskutiertes Thema in diesem Land.
Nach einer Legende sind Krokodile die Vorfahren der Menschen und heilig, man
sagt sogar Timor-Leste sei von seinem Ursprung her ein Krokodil. Man stelle
sich also vor, wir leben auf einem Krokodil!
Es gibt in
Timor-Leste Suess- und Salzwasserkrokodile, die von Australien nach Timor-Leste
gekommen sind und diese sind in Fluessen und an der Suedkueste im Meer zu
finden. In der indonesischen Besatzungszeit wurden Krokodile getoetet um die
Bevoelkerung zu schuetzen, das hat mit der Unabhaengigkeit so gut wie
aufgehoert durch den Glauben, dass Krokodile heilg sind. Bei einer Diskussion
zwischen drei Timoresen, bei de rich dabei stand und gespannt gelauscht habe, vertrat
einer der drei allerdings die Ansicht, das waer doch nur bloede ‘mystic,mystic’,
abwerfende Handbewegungen, die Meinungen gehen auseinander.
Zu meiner
persoenlichen Erfahrung, in nun mittlerweile fast acht Monaten in Timor-Leste
habe ich einmal ein Krokodil gesehen und das auch nur, weil mein Kollege Rogerio
eins in einem Fluss entdeckt hat, als wir eine Bruecke im Osten der Insel
ueberquert haben. Der Versuch das Vieh auf ein Foto zu bekommen war vergeblich,
denn jedesmal, wenn ich auf den Ausloeser gedrueckt habe, ist es abgetaucht und
irgendwann war ichs dann satt... Dementsprechend kann ich Euch nur diese Erzaehlung,
aber kein Foto bietenJ
Geruechte
Wir haben
das Glueck und haben ein schoenes, kleines Haeuschen in timoresischer
Nachbarschaft gefunden und leben nicht, wie viele “malai” (timoresisches Wort
fuer Auslaender, in einem respektvoll zu verstehenden Kontext) in einem
Compound, d.h. einer abgeschirmten, kleinen Wohnwelt mit ueberwiegend Auslaendern
mit viel Geld als Nachbarn. Das heisst aber auch wir sind anfaellig fuer das
Aufkommen von Geruechten. Eines sonntags rief unsere indonesiche Vermieterin
Reni etwas aufgeregt an und meinte “Ich war gerade in der Kirche und habe einen
Anruf bekommen, dass die Wohnung kurz vorm abbrennen steht, ich komme vorbei”.
Um gleich jeglicher Besorgnis vorzubeugen: DIE WOHNUNG STAND NICHT KURZ VORM
ABBRENNEN. Nun denn, es stellte sich heraus, dass Renis Schwager, der
gegenueber von uns wohnt, gesehen hat, dass wir einen Schaden auf dem Dach
haben und hat dann haarscharf geschlossen, dass das hoechst gefaehrlich ist.
Nun gut, es hat an einer Ecke in der Wohnung leicht reingeregnet, Reni hat
einen Handwerker bestellt, es regnet nicht mehr rein und gebrannt hat es hier
noch nie. Geruechte. Wo gibt es sie nicht?
Ema Boot
In
Timor-Leste haben viele fuer ihr Land und die Unabhengigkeit gekaempft, sich
jahrelang in den Bergen verschanzt und Widerstand gegen indonesiche Besatzer
geleistet. Woertlich bedeutet ‘Ema boot’ ‘Grosse Menschen’, damit sind
ehrwuerdige Menschen gemeint. Die ehemaligen Gueriallas werden bis zum heutigen
Tag als Helden verehrt und viele von ihnen bekleiden nun politische Aemter. Das
ist ein zweischneidiges Thema, denn die heutige Realitaet sieht so aus, dass
viele in ihren Aemtern eben nicht die Moeglichkeit hatten vorab das fachliche
know how dafuer zu erwerben. Gut, man braucht nicht fuer alles vom Fach zu
sein, aber wenn, wie zum Beispiel bei unserem staatlichen Projektpartner, der
eine Guerilla, der andere Fischer und der naechste Farmer in der Vergangenheit
war, ist das vielleicht irgendwo doch heikel. Das beginnt nun auch die
nachwachsende Generation, die weit aus bessere Bildungsmoeglichkeiten geniessen
kann, zu sehen. Offen bleibt wo es hin geht in Zukunft.
Korruptionsindex
Unser
ehemaliger Chef und Kollege hat folgende These aufgestellt: “Der beste
Korruptionsindex ist: “Schaue Dir den Verkehr an und beobachte wer welche Autos
faehrt.” In Dili sind alte Taxis zu sehen, verschlissene Kleinbusse und jede Menge
nagelneue, schicke, auf Hochglanz polierte, dicke Autos. Oft sieht man “malai”
hinter dem Steuer, sehr oft aber auch Timoresen. Kleinwagen oder irgendwas
dazwischen gibt es kaum.
Niedergang eines kleinen Vereins
Eine
Freundin von uns aus Neuseeland ist Ingeneurin und hat sich fuer ein
Volunteer/Freiwillgenprogramm in Timor-Leste bei einem Verein in einem
Wasserprojekt in einem kleinen Oertchen in der Naehe von Dili beworben und
wurde angenommen fuer den Job. Als sie ankam, stellte sich heraus- es gibt ein
wunderschoenes Buero, nette Kollegen, aber leider keine Finanzierung fuer die Projekte.
Statt also in ihrem Fach zu arbeiten hat sie sich autodidaktisch zum
Spezialisten fuer Fundraising gemacht und mit der Hilfe von ihren Kollegen
einen dicken Fisch aus den USA an Land gezogen. Die waren sehr begeistert von
der Erfahrung des Vereins und den ganzen Projekten, die sie in der
Vergangenheit geleitet haben. Leider sind nur, wie wohl ueberall auf der Welt,
nach und nach die am besten qualifizierten Mitarbeiter zu groesseren
Organisationen gewechselt, die mehr Lohn bezahlen koennen. Nun denn, der Fisch
hatte zugesagt, grosse Vorfreude entstand und einige Wochen spaeter nach einer
Zusage ueber seeehr viel Geld kam anschliessend ein Besuch aus den USA. Die
Realitaet, die sie vorgefunden haben, hatten sie sich wohl etwas anders
ausgemalt und die Blase platzte. Das heisst nun leider fuer zwanzig Familienernaehrer-arbeitslos-HARTZ
IV gibt es in Timor-Leste nicht. Meine Freundin wohnt nun in Dili und sie
arbeitet fuer eine grosse Organisation im Wassersektor. Und die Moral von der
Geschicht-Gibt es nicht!
Aktives Anstehen
Was ist aktives
Anstehen? Aktives Anstehen ist die Kunst jegliche Vordraenger zu vertreiben,
indem man sich an den Ruecken der Person, die vor einem ansteht, klebt. Das ist
allerdings weitaus komplizierter, als es sich anhoert. Im Urlaub auf Sumatra,
habe ich, unruehmlicherweise, die SIM-Karte meiner Arbeit verloren und da ich
am ersten Arbeitstag nicht ohne meine Nummer ankommen wollte, habe ich unseren
Freund und Helfer-Timor Telekom- angerufen. “Sie brauchen die gleiche Nummer nochmal? Kein Problem, kommen Sie
einfach vorbei.” Gut, kein Problem. Auf Holgers tiefgreifende Erfahrung in
diesem Laden hin, machte ich mich also bereit aktiv anzustehen. Dennoch
passierte es, wie kann ich Euch wirklich nicht erklaeren, dass ich ich
mich beginnend als letzte in der Schlange mit 15 Leuten vor mir- nach einer
halben Stunde mit zwei Leute hinter mir, aber immer noch 15, diesmal zur
Haelfte anderen Personen vor mir, widerfand. Als meine Hoffnung schon ziemlich
gesunken war, in absehbarer Zeit eine neue SIM-Karte zum bekommen, loeste sich
auf einmal die Warteschlange auf und alle stroemten raus. Nach kurzer
Hochfreude, dass nun meine grosse Chance kaeme, verstand dann auch ich, dass es
einen Stromausfall gab und gar nichts mehr ging im Computersystem. Nachdem ein
anderer malai die Mitarbeiter wuest ueber ihr schlechtes System und ihre pure Inkompetenz
beschimpft hat, konnte ich dann mein Problem am Schalter erklaeren. Am
naechsten Morgen wurde ich dann ganz freundlich zum Schalter gewunken und konnte
ohne das Vorzeigen irgendeines Dokumentes meine neue SIM-Karte mit der gleichen
Nummer entgegen nehmen. Willkommen in Timor-Leste!
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