Mittwoch, 22. August 2012

Unser morgendlicher Motorscooter-Ritt durch Dili



Dadeer-dadeer Maun Holger ho Mana Pia baa eskola lian Tetum
(Unsere allmorgendliche Fahrt zur Sprachschule)

Auf dem Video seht Ihr unsere morgendliche Fahrt zur Sprachschule und bekommt dadurch einen kleinen Eindruck von Dili. Der Verkehr besteht ueberwiegend aus gelben Taxis, Mopeds und dicken Autos (letztere meistens von sogenannten "Internationals" ) und laueft gemaechlich mit Tempo 30 bis 50 durch die Stadt. Die Hauptstrassen sind alle geteert, ab und zu begegnet man einem Schlagloch auf der Strasse oder einem Hund, der gemuetlich auf der Strasse liegt oder einen Spaziergang macht. Einige Nebenstrassen sind nicht geteert, da wirds dann ruckeliger. 
Das Viertel, in dem unsere Sprachschule ist, heisst “Bananenviertel”, da das ganze Viertel voller Bananenstauden mit kleinen Haeuschen dazwischen ist. Dili ist umgeben von Bergen, die hinter der Stadt anfangen und neugierig aufs Umland machen…

Bonoiti (Guten Abend) familia ho kolega

Bonoiti (Guten Abend) familia ho kolega,

in Dili ist es gerade Sonntag Abend, kurz vor 10, d.h. bei Euch kurz vor drei und bestenfalls liegt Ihr gerade am See, auf der Luftmatratze, im Schatten, etc. und geniesst den deutschen Sommer.
Auf dem Foto seht ihr unser Abendessen, das wir vor ein paar Stunden verputzt haben. Zur Zeit hangeln wir uns durch die Restaurantlandschaft von Dili, die eine bunte Mischung zu bieten hat, angefangen bei Nasi Goreng/Mie Goreng und sonstige Konsorten, ueber indonesisches, indisches, thailaendisches Essen bis hin zu Pommes & Burgern fuer die malae (Auslaender). Ich freue mich nun aber auch auf eine eigene Bleibe, Maerkte erkunden und selbst kochen. Gestern haben wir uns einen Rucksack voll Obst gekauft, Bananen, Orangen, Papaya, Limetten und Ananas. Mmmmh…!!

Wohnungssuche- Es hat sich heraus gestellt, das eine Wohnung zu bekommen gar kein Problem in Dili darstellt, es ist mehr eine Frage von “wo und wie’ wollen wir wohnen. Da gibt es himmelweite Unterschiede. Apartments in Compounds, in denen man sich wie in einer Playmobillandschaft vorkommt und die Vermutung nahe liegt, dass jemand taeglich den Rasen gruen anpinselt, werden vielzaehlig angeboten, aber wir sind uns einig, ein timoresischer Nachbar (wenn man schon nach Timor faehrt…) waere schon eine gute Sache. Also schauen wir uns immer mal wieder eine Wohnung an und fragen jeden, den wir schon kennen. Es scheint als kennt jeder jemanden, der jemanden kennt, der was zu vermieten hat.

Naechsten Freitag fahren wir nach Baucau, dort besuche ich ein Jugendzentrum und Holger hat Dates mit zwei spannenden Organisationen. Baucau ist die zweitgroesste Stadt in Timor, 100 Kilometer von Dili entfernt, fuer die man drei Stunden braucht, mehr muss ich zur Strasse vermutlich nicht schreiben…Wir sind nun sehr gespannt auf die Welt ausserhalb von Dili. Vielfach haben wir gehoert “Dili ist nicht Timor”, mal sehen was wir in einer Woche dazu sagen koennen.

Nachmittags nach unserem Tetumkurs bin ich immer im Buero, bisher bekomme ich kleine Auftraege und kann mich ins Projekt einlesen und einfinden. Im Buero in Timor arbeiten ca. acht deutsche und fuenfzehn timoresische Mitarbeiter, in meinem Projekt gibt es einen deutschen Projektleiter und drei timoresische Mitarbeiter.

In Timor ist ueber die Haelfte der Bevoelkerung unter 30 Jahren (!) alt, das haengt zum einen mit dem Buergerkrieg zusammen, zum anderen hat sich in Timor in den letzten zehn Jahren die Lebensqualitaet verbessert und die Geburtenrate ist steil angestiegen. Gleichzeitig gibt es eine enorm hohe Jugendarbeitslosigkeit um die 30 Prozent, das Wirtschaftswachstum ist bisher maessig und die Jobmoeglichkeiten sind stark begrenzt auf Landwirtschaft (meist Subsistenzwirtschaft), Kaffeeanbau (bei Starbucks in Deutschland kann man uebrigens timoresischen Kaffee geniessen…) und kleine Dienstleistungen. Das wars dann auch fast schon. Das Buero hat zwei Jugendprojekte, eins zielt auf Beschaeftigungsmoeglichkeiten fuer Jugendliche ab und in meinem Projekt geht es um die Unterstuetzung von Jugendarbeit in den Distrikten rund um Dili, in denen der Lebensstandard geringer ist, als hier in der Hauptstadt. D.h. konkret, Vereine und Jugendzentren werden in ihrer Arbeit finanziell gefoerdert, wenn sie Jugendprojekte starten moechten. Bemerkenswert fand ich festzustellen, dass die Interessen der Jugendlichen hier gar nicht meilenweit weg von Jugendinteressen in Deutschland liegen. Es gibt Jugendgruppen fuer Sport, Musik, Computerkurse, Toepfern, Jugendcafe, Movie-Club, Mofaschrauberworkshops, Radiogruppen, etc. In den naechsten zwei Wochen fahre ich in zwei Jugendzentren, ich bin gespannt wie die Arbeit vor Ort aussieht.
Soweit fuer heute aus Dili, viele Gruesse an alle, lasst's Euch gut gehen und bis bald.

Eure Pia

Sonntag, 19. August 2012

Essen

Frühlingsrollen,
Gemüsesuppe (scharf) mit Erdnüssen, Bohnen, Mais, Chili und Wassermelonenstücke
Gemüse mit Reis, Erdnussauce, Brot mit Erdnusstückchen, Tofu und Tempe
Frischer Orangensaft





Samstag, 18. August 2012

Das Leben in TL, mit unseren noch frischen Augen


  • Hau hamlaha, hau hakarak haan! (Ich habe Hunger, ich will essen)
  • Ita gosta saida? (Was magst Du?)
  • Hau la gosta naan, hau gosta etu ho modo (Ich mag kein Fleisch, ich mag Reis und Gemüse)
(Tetun wird zum großen Teil so ausgesprochen wie es geschrieben wird)

Inzwischen sind wir zwei Wochen im Lande und sind beim Sprachkurs über die „Ich heisse …. - Wie heisst Du?“ - Phase hinaus. Wir können uns in ganzen Sätzen mit „und“ und „oder“ artikulieren und unseren Sprachlehrern auf Tetun antworten und uns gegenseitig nach unseren Essenvorlieben oder unserem Herkunftsland ausfragen. Auf der Straße ist die Sache eine andere, hier wird schneller und weniger klar gesprochen – ein Problem, das wohl alle schon durchgemacht haben, die eine neue Sprache gelernt haben.

Wie es uns geht? Wir fühlen uns wohl! Wir sind, wie wir inzwischen herausgefunden haben, in der kältesten Jahreszeit angekommen. Das Wetter entspricht im Moment in Temperatur und Lufteuchtigkeit einem guten deutschen Sommer. Dili (die Hauptstadt von Timor-Leste) ist weit weniger chaotisch, schmutzig und gefährlich, wie einige Vorabinformationen glauben ließen. Der Verkehr fließt mit gemächlichen 30 km/h vor sich hin, was angesichts des Zustands mancher Autos und der angenommenen Bremsanlagen auch eine gute Idee ist. Wir haben glücklicherweise einen Motorroller geliehen bekommen, und bewegen uns im Verkehr, der ungefähr einer Schafherde auf der Flucht ähnelt, genauso agierend und auf die umgebenden Fahrer reagierend wie die Timoresen selbst.

Aktuell leben wir immer noch im Hotel. Die Wohnungs-/Haussuche ist im Gange, und wir bekommen von allen Seiten Tips und Telefonnummern. Das ist das Gute an einer großen internationalen Community, wie es sie in Dili aktuell noch gibt. Ungefähr jeder „International“, den/die wir fragen kennt jemanden, der gerade auszieht, oder ein Haus besitzt, oder in den nächsten Monaten das Land verlassen wird. Viele Wohnungen befinden sich allerdings in sogenannten „Compounds“, das heisst mit hohen Mauern (4m+) abgeriegelte kleine Welten, die Häuser und Apartements im europäischen Standard mit full service anbieten.
Leider hat die internationale Gemeinschaft, die seit über zehn Jahren in Dili wohnt und arbeitet, die Wohnpreise im Allgemeinen in absolut unangemessene Höhen getrieben. Zwischen 2000 und 3500 Dollar (sic!) pro Monat sind nicht ungewöhnlich.. Viele Angebote muss man einfach direkt ablehnen, auf Grund der überzogenen Erwartungen lassen sich Vermieter auf kein Verhandeln ein. Compounds werden außerdem unter dem Argument „mehr Sicherheit“ angepriesen, allerdings gibt es gar keinen Anlass, über das auf der ganzen Welt gebotene Maß an Vorsicht hinaus aktiv zu werden. Mehrere langjährige Bewohner Timor-Lestes haben uns unabhängig voneinander versichert, dass es für Unruhen keinen Grund mehr gibt und zudem Ausländer nie das Ziel von Angriffen waren. Wir suchen daher weiter mit gutem Gefühl nach einer Bleibe in einer timoresischen Nachbarschaft.

Nachdem man sich ein paar Tage in Dili bewegt hat, einkaufen war, nach Essensmöglichkeiten gesucht hat, etc. wird einem klar, dass die Hauptstadt eine Blase ist, die nicht wirklich Timor-Leste entspricht. Ständig fahren UN-Fahrzeuge vorbei, es gibt sehr viele Restaurants, die auf den westlichen Geschmack und Geldbeutel ausgelegt sind und man merkt, dass das Leben hier in den letzten Jahren stark durch den westlichen Lebensstil beeinflusst wurde. Zudem muss man schon mit wachen Augen durch die Stadt gehen um das Land als eines der Ärmsten in Asien wahrzunehmen. Leider haben wir den Weg aus der Stadt noch nicht geschafft, daher wird am kommenden Wochenende der erste Ausflug nach Baucau führen, die zweitgrößste Stadt des Landes, und doch ungleich kleiner und deutlich weniger durch westlichen Einfluss geprägt. Dann wird uns hoffentlich noch einmal bewusster werden, in welch anderen Welt wir uns hier bewegen. Bisher war alles sehr einfach … zu einfach.

Soviel grob zu unserem aktuellen Status. Was Timor-Leste bisher für uns ausmacht ist die große Freundlichkeit der Menschen. Schon unsere ersten Sprachversuche sorgten für Amüsiertheit und gleichzeitig große Begeisterung. Das  Gemeinschaftsgefühl ist hier sehr wichtig, und die europäische Distanziertheit ist oft fehl am Platz. Beispiel gefällig? Als ich am dritten Tag im Laden der TimorTelecom war um SIM-Karten zu besorgen hielt ich natürlicherweise den Abstand von ungefähr einem halben Meter zu den vor mir stehenden Leuten am Schalter ein. Timoresen interpretieren dies aber nicht als „Anstehen“ sondern als uninteressiertes Herumstehen. Folglich stellten sich ständig Leute „vor mich“, die einfach die leeren Lücken auffüllten. Man wird auch auf dem Markt nicht bedient werden, wenn man nicht durch Stehen direkt am Stand deutlich macht, dass man am Kauf der Produkte interessiert ist. Dieses Gemeinschaftsgefühl drückt sich auch darin aus, dass völlig Fremde bei erstem Kontakt als „Bruder“/“Schwester“ respektive „Onkel“/“Tante“ angesprochen werden, und nur ausgesprochene Respektspersonen als „Senyor“/“Senyora“ betitelt werden.

In diesem Sinne, Brüder, Schwestern, Onkel und Tanten:
Liebe Grüße von mana Pia und maun Holger

Mittwoch, 15. August 2012

Erste Impressionen .... (fast) ohne Worte

Neben der Dili Beach Road, unweit von unserem Hotel



Avokado-Sandwich unter Jetlag-Einfluss in Aussi-Laden an der Beach Road
Unsere Rosinante vor dem abendlichen Ausritt

Tetun-Kurs im Container

Ausführliche Infos kommen in den nächsten Tagen.
Vieeeele Grüße aus Südostasien!
Mana Pia und maun Holger.