Donnerstag, 6. September 2012

Sprache

4 Wochen Sprachkurs sind vorbei (Montag bis Freitag, jeweils 4 Stunden), 30 Kapitel durchgerockt, Vokabeln, Floskeln, ein bisschen Kulturtraining nebenbei. Zwar habe ich immer noch nicht verstanden, wie der Cousin des angeheirateten Schwagers meiner Großmutter heißen würde, aber klar geworden ist: Er gehört zur Familie, und ist daher zu jedem Fest einzuladen. Und Feste gibt es viele, so war mir als Protestant zum Beispiel völlig neu, dass man den Tod eines Menschen dreimal feiern kann. In den ersten Tagen nach seinem Tod, wenn zwei Wochen vorbei sind und nochmal, wenn ein Jahr vorbei ist.

Aber ich schweife ab: Ich kann mich inzwischen gut verständigen, ohne diesen Ausdruck völligen Unverständnisses auf dem Gesicht meines Gegenüber. Mitunter kommen Vokabeln durcheinander, so machte ich neulich mit großem Ernst ein paar timoresischen Bekannten klar, dass meine Tür und ich ein Haus gefunden haben. Natürlich wollte ich eigentlich auf meine Freundin verweisen, leider kamen 'odamantan' und 'namurada' durcheinander. Kann ja mal passieren!

Hier kommen aber schon ein wenig die Tücken der Sprache durch: Im Deutschen herrscht ein Übergewicht an Konsonanten, das darf man glaube ich so behaupten. Im Timoresischen ("Tetun") herrscht vollkomenes Gleichgewicht. Daher gilt es zwischen Worten wie hasoru (jmd. treffen), hanorin (lehren), hadomi (mögen, bemitleiden), hafuhu (beobachten), etc.  zu unterscheiden. Ich weiss nicht, wie es Euch geht, mir fällt es manchmal schwer.

Glücklicherweise ist die Grammatik relativ überschaubar, und wird nur durch unzählige Ausnahmen des täglichen Sprachgebrauchs komplex gemacht. Generell wird man schon nach dem Schema Ich - müssen - gehen - Haus verstanden (=Ich muss nach Hause gehen), denn Verben werden nicht dekliniert. Höflichkeit wird nicht durch komplizierte Floskeln ausgedrückt, sondern man sagt einfach Ich - will - Reis. Besitzverhältnisse werden, dem Schwäbischen ähnlich, ausgedrückt durch "Fritz nia paun" (dem Fritz sei Brot). Das verlängert schon einfache Satzgebilde im Stil von "Mein Buch liegt auf meinem Tisch" zu 'hau nia livru tau iha hau nia meza leten'

Ein ganzer Satz (aus unserem Lehrbuch, Kapitel 'diligent or lazy?') hört sich übrigens so an: "Iha senyora nia oin, nia badinas loos, maibee senyora la iha tiha, nia halimar barak. Hau hakaas-an atu kompriende, maibee ohin loron demais liu ona!" (In front of you he's very hard working, but when you are no longer there, he mainly plays around. I try hard to be understanding, but today it just got too much!)


In diesem Sinne, Euch ein schönes Wochenende!
Euer Holger

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