Am Montag, 26.8.2013 brechen wir
auf zum östlichsten Zipfel der Insel nach Tutuala. Aber zuerst müssen wir
zurück aus den Bergen nach Baucau. Dort essen wir zu Mittag und kaufen in einem
kleinen Tante-Emma-Laden für 100 Dollar Proviant und Wasser ein, denn an
unserem Ziel gibt es nichts mehr, kein Dorf, keine Einkaufsmöglichkeit, nichts.
Die Ladeninhaberin ist ein bisschen fassungslos, weil wir so viel Geld bei ihr
lassen, bewundert wieder einmal Leopold, verkauft uns palettenweise Wasser,
Tiger-Bier, Kekse etc. Tanken müssen wir
auch noch und wir lachen herzlich, als der Tankwart, der sich um unser Auto
kümmert, anfängt, das Auto zu schaukeln. Das machen hier alle, sagen Pia und
Holger, weil sie glauben, dass mehr Benzin in den Tank geht, wenn das Auto hin-
und hergeschaukelt wird beim Tanken.
Schweine laufen auf der Straße
herum und Holger und Leopold versuchen sie zu zählen. Irgendwann rufen wir alle
alle paar Meter „Schwein, Schwein, Schwein“. Eine Rinderherde versperrt den
Weg. Ein komisches Gefühl, wenn das Auto plötzlich umringt ist von grauen
Büffeln mit riesigen Hörnern. Nach Stunden durchgeschüttelt sein führt ein
steiler Weg hinab zum Meer. Ein Weg wie ein schlechter Wanderweg in den Alpen.
Felsen, ausgewaschene Furchen und Holger steuert souverän wie ein Rallyepilot
den Jeep bergab. Wir atmen alle auf, als wir ohne umgekippt zu sein, unten
ankommen, im Guesthouse von Tutuala. Leider sind die drei kleineren Zimmer
belegt und wir bekommen einen Raum mit drei Matratzen auf dem Boden, über die
jeweils Moskito-Netze gespannt sind. Die Dusche ist eine Tonne mit einem
Schöpfer. Die Klospülung auch. Zwar rauscht das Meer verheißungsvoll etwa
hundert Meter vom Guesthouse entfernt, aber paradiesisch ist es hier noch
nicht. Mit einem guten australischen Rotwein aus den Proviantkisten und ein paar
Dosen Tiger-Bier feiern wir trotzdem unsere Ankunft.
Am nächsten Morgen dagegen sind
wir mit allen Unbequemlichkeiten versöhnt. Wir fahren ein paar hundert Meter
mit dem Auto zu einer Fischerhütte. Die Fischer kehren grade mit einem
gefangenen Hai und zwei kleineren Fischen zurück. Das Blut wird aus dem Boot
gespült und dann steigen wir ins Boot und setzen über nach Jaco Island. Ich
muss dauernd an Robinson Crusoe denken. Türkisblaues Meer in allen
Türkisschattierungen, die man sich vorstellen kann. Weißer, feinkörniger Sand. Keine
Palmen, aber Nadelbäume, die Schatten am Rand des Strandes spenden. Und keine
Menschen außer uns. Wir sind völlig allein am Ende der Welt. Ein derart
einsames, unberührtes Paradies gibt es nicht mehr oft auf der Welt.
Natürlich ist auch Jaco Island ein
heiliger Ort. Deshalb ist es verboten, hier zu übernachten oder zu zelten.
Hoffentlich können die Timorer das auch in Zukunft durchsetzen. Eine
Tauchschule will nämlich eine Tauchbasis hier einrichten. Timor-Leste ist unter
Tauchern ein Geheimtipp. Die Korallenriffe hier sind unberührt. Die Diversität
ist so hoch wie kaum an einem anderen Ort der Welt. Von den 805 weltweit
bekannten Korallenarten kommen 76 Prozent hier vor. Viele Fische, die anderswo
längst ausgestorben sind, leben in diesen Korallen noch in großer Zahl.
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