Unser nächstes Ziel heißt Com.
Wieder ein Ort am Meer, diesmal ein kleines Dorf mit mehreren Guesthouses. Wir
gehen nach dem Essen spazieren und es ist so ganz anders als beispielsweise in
Italien. Da ist kein Leben mehr auf der Straße. Alle Menschen sind in ihren
Häusern verschwunden. Wir sind die einzigen, die im Dunkeln mit ihren
Taschenlampen die Straße entlang zum Hafen gehen. Da liegen zwei Schiffe mit
vielen Instrumenten an Bord. Forschungsschiffe? Aus manchen der Häuser dringt
Musik. Zu sehen ist niemand. Sehr seltsam.
Unser Guesthouse liegt direkt am
Strand. Das Wasser ist vielleicht zwei Meter entfernt. Nie hätten wir gedacht,
dass Meeresrauschen so laut sein kann. Pauline und Leopold können nicht
schlafen, weil es so laut ist.
Freitag früh gehen wir shoppen,
weil Pia weiß, dass es in Com einen Laden gibt mit Tais, den Frauen hier weben.
Wir finden das Lädchen, schauen uns um und immer mehr Frauen kommen und preisen
ihre Ware an. Wir verstehen kein Wort und sogar Pia und Holger tun sich schwer,
weil die Frauen nicht Tetum, sondern eine andere Sprache sprechen. Wenn ich ein
Stück Stoff in die Hand nehme, kommt sofort eine Frau und legt mit ein anderes
drauf und deutet auf sich selbst. Sie hat das gemacht und ich soll das ihre
kaufen und nicht das, welches in der Hand habe. Ganz schön befremdlich so
bedrängt zu werden. Ich kaufe zwei Tischläufer, eine Tischdecke, mehrere kleine
Täschchen. Am Strand kaufen wir drei Mädchen mehrere Ketten aus aufgefädelten
Muscheln ab. Alles viel zu teuer, aber wenigstens eine kleine Unterstützung für
die Menschen hier. Die Frauen hier sind sogar noch kleiner und dünner als ich.
Sogar ich fühle mich unförmig und fett gegenüber all den zierlichen Menschen in
Timor-Leste. Die Menschen gehören zur malayischenBevölkerungsgruppe, hat mir
Holger erklärt. Es sind kleine, dunkelhäutige, schwarzhaarige Menschen. Bei
einigen Timoresen sieht man an den krausen Haaren, dass auch die Sklaven der
Portugiesen hier geblieben sind. Und natürlich haben sich auch Portugiesen
unter die Einheimischen gemischt.
Auf der Rückfahrt nach Dili
versuche ich mit der Kamera möglichst viele Szenen aus den Dörfern einzufangen.
So müssen die Menschen bei uns vor ein paar hundert Jahren gelebt haben. Wasser
am Dorfbrunnen holen. Kochen auf offenen Feuern in Hütten. Keine Perspektive.
Leben von dem, was ein kleines Stückchen Land rund ums Haus hergibt. Ich
fotografiere Menschen, die mit den Resten des Wassers in einem weitgehend
ausgetrockneten Flussbett einen Lastwagen waschen. Menschen, die irgendetwas
auf dem Kopf tragen. Mit Menschen überfüllte Ladeflächen von Lastwagen. Kinder,
die von der Schule heimgehen. Kinder, die versuchen sich hinten am Ersatzreifen
des Autos festzuklammern und ein paar Meter mitzufahren. Kinder, die neben dem
Auto herlaufen. Holger hält an und zeigt uns ein Krokodil. Es lebt auf drei
Quadratmetern Beton, zwischen Betonmauern, zugedeckt mit Wellblech, das
weggezogen wird, wenn jemand das Krokodil sehen will. Holger zahlt natürlich
dafür, dass wir das Krokodil anschauen dürfen. Sieht so Verehrung aus?
Zwischenstopp zum Mittagessen am
Strand von Baucau. Ein traumhafter Platz. Wir essen unter Palmen, aber das
Essen ist so schlecht, dass mir auf der Rückfahrt speiübel ist. Kurzer
Zwischenstopp am K 41. K41 heißt noch 41 Kilometer bis Dili. Dunkle Kiesel
bedecken hier den Strand und man kann angeblich auch hier wunderbar
schnorcheln, doch das Meer ist heute zu stark aufgewühlt.
Die Rückkehr nach Dili ist ein
Schock. Nach den Tagen auf dem Land, in denen wir kaum andere Autos gesehen
haben, nach den freundlichen Malae-rufenden Kindern, nach Einsamkeit und Ruhe,
sind die Hektik, der Lärm, der chaotische Verkehr schwer auszuhalten.
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