Sonntag, 17. März 2013

Was mache ich eigentlich genau in Timor-Leste?




Um diese Frage verstaendlich erklaeren zu koenne, muss ich ein kleines bisschen ausholen.
Timor-Leste ist ein sogenanntes “Post-Konfliktland”, in dem ueber 25 Jahre lang in einem Guerillakrieg gegen die indonesische Besatzung fuer ein unabhaengiges Timor-Leste gekaempft wurde. D.h. die Bevoelkerung hat ueber viele Jahre hinweg unter gewaltsamen Bedingungen gelebt, wurde bespitzelt, ect. Dabei sehen die individuellen Erfahrungen ganz unterschiedlich aus, je nach Region waren Teile der Bevoelkerung auch wenig von dem Unabhaengigkeitskampf direkt tangiert. Davon ein anderes Mal ausfuehrlicher, ich habe ja behauptet nur ein bisschen auszuholen… Seit 2002 ist Timor-Leste entgueltig ein eigener Staat, aber nach wie vor gibt es Konfliktlinien in der Bevoelkerung, denn eine lange Phase unter gewaltsamen Bedingungen geht selten an einer Bevoelkerung spurlos vorbei und bis heute sind friedliche Loesungsanzaetze nicht allgemein bekannt. Darin sind wir Malai (Auslaender) zum Glueck nicht verstrickt, die Konflikte befinden sich innerhalb der Bevoelkerung und unsere Arbeit ist hier willkommen.
In meinem Projekt geht es um Friedensarbeit, Konfliktpraevention und Konflikttransformation mit Fokus auf Jugend. Ueber ein Drittel der Bevoelkerung in Timor-Leste ist unter zwanzig Jahre alt. Die Jugendarbeitslosigkeit ist sehr hoch und die Integration in staatliche und gesellschaftliche Strukturen gleichzeitig gering, was oft Frustration und das Gefuehl eingeschraenkter Zukunftsperspektiven mit sich bringt. Gleichzeitig ist Professionalisisierung im Bereich von Friedens- und Jugendarbeit stark eingeschraenkt. Mein Projekt unterstuetzt friedensfoerdernde Initiativen timoresischer NGOs (Nichtregierungsorganisationen/Vereine), mit ganz unterschiedlichen Projektideen. Zum Beispiel gibt es zur Zeit eine NGO, die durch Dialogforen in Gemeinden versucht das Bewusstsein dafuer zu schaffen, dass es wichtig ist die Stimmen Jugendlicher in die Lokalpolitik einzubeziehen; eine NGO hat eine Wanderausstellung zur Geschichte Timor-Lestes organisiert, zu der explizit Schueler eingeladen werden; eine andere NGO organisiert Praeventionstrainings gegen sexuelle Gewalt; ein Verein bringt verschiedene Parteien in einem Brennpunktstadtviertel in Dili zusammen; ein Verein startet eine Kampagne fuer Frauenrechte... Die Antragsteller kommen zu uns ins Projekt und wir beraten dann bei der Projetkonzeption und Antragsschreibung. Bedingung ist, dass sie eine Vereinsregistrieriung haben, brauchbares Bildungsmaterial und Erfahrung durch die Umsetzung von anderen Projekten. Wer gefoerdert wird, wird alle sechs Wochen in einem Kommitee mit dem zustaendigen Amt fuer Jugend und Sport, dem Dachverband der Nichtregierungsorganisationen und dem Dachverband fuer Frauenorganisationen zusammen entschieden. Wenn die Projekte starten, bin ich oft zu Veranstaltungen in den Distrikten eingeladen. Spannend daran ist, dass ich viele unterschiedliche Leute kennen lerne und verschiedene Projektansaetze sehe. Neben den NGOs werden auch vier Jugendzentren gefoerdert, in denen Jugendgruppenleiter Kleinprojekte fuer Jugendliche anbieten. Dabei sind die Ideen gar nicht weit von dem entfernt, was man auch in einem Jugendzentrum in Deutschland finden wuerde-Musikgruppen, Tanzgruppen, Computerkurs, Englischkurs, Zeitungsprojekt..
Bisher stellt die Regierung fuer diesen Bereich wenig Budget zur Verfuegung, im naechsten Jahr ist aber die Implementierung eines nationalen Jugendfonds geplant, d.h. mein Projekt wird sich veraendern und eher in die Beratung von der Implementierung dieses Fonds gehen, was in meinen Augen eine sehr sinnvolle Perspektive ist.
Ein Kollege von mir arbeitet in einem Projekt fuer Beschaeftigungsfoerderung von Jugendlichen, was definitv ebenfalls ein wichtiger Punkt fuer Friedensfoerderung in Timor-Leste ist.
Ja, weitere Details erzaehle ich gerne bei meinem Besuch im Mai in Deutschland in Verbindung mit einem Kaffee, Tee oder Bierchen…fragt mich einfach.

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