Samstag, 26. Oktober 2013

Com




Unser nächstes Ziel heißt Com. Wieder ein Ort am Meer, diesmal ein kleines Dorf mit mehreren Guesthouses. Wir gehen nach dem Essen spazieren und es ist so ganz anders als beispielsweise in Italien. Da ist kein Leben mehr auf der Straße. Alle Menschen sind in ihren Häusern verschwunden. Wir sind die einzigen, die im Dunkeln mit ihren Taschenlampen die Straße entlang zum Hafen gehen. Da liegen zwei Schiffe mit vielen Instrumenten an Bord. Forschungsschiffe? Aus manchen der Häuser dringt Musik. Zu sehen ist niemand. Sehr seltsam.
Unser Guesthouse liegt direkt am Strand. Das Wasser ist vielleicht zwei Meter entfernt. Nie hätten wir gedacht, dass Meeresrauschen so laut sein kann. Pauline und Leopold können nicht schlafen, weil es so laut ist. 

Freitag früh gehen wir shoppen, weil Pia weiß, dass es in Com einen Laden gibt mit Tais, den Frauen hier weben. Wir finden das Lädchen, schauen uns um und immer mehr Frauen kommen und preisen ihre Ware an. Wir verstehen kein Wort und sogar Pia und Holger tun sich schwer, weil die Frauen nicht Tetum, sondern eine andere Sprache sprechen. Wenn ich ein Stück Stoff in die Hand nehme, kommt sofort eine Frau und legt mit ein anderes drauf und deutet auf sich selbst. Sie hat das gemacht und ich soll das ihre kaufen und nicht das, welches in der Hand habe. Ganz schön befremdlich so bedrängt zu werden. Ich kaufe zwei Tischläufer, eine Tischdecke, mehrere kleine Täschchen. Am Strand kaufen wir drei Mädchen mehrere Ketten aus aufgefädelten Muscheln ab. Alles viel zu teuer, aber wenigstens eine kleine Unterstützung für die Menschen hier. Die Frauen hier sind sogar noch kleiner und dünner als ich. Sogar ich fühle mich unförmig und fett gegenüber all den zierlichen Menschen in Timor-Leste. Die Menschen gehören zur malayischenBevölkerungsgruppe, hat mir Holger erklärt. Es sind kleine, dunkelhäutige, schwarzhaarige Menschen. Bei einigen Timoresen sieht man an den krausen Haaren, dass auch die Sklaven der Portugiesen hier geblieben sind. Und natürlich haben sich auch Portugiesen unter die Einheimischen gemischt. 

 
 
Auf der Rückfahrt nach Dili versuche ich mit der Kamera möglichst viele Szenen aus den Dörfern einzufangen. So müssen die Menschen bei uns vor ein paar hundert Jahren gelebt haben. Wasser am Dorfbrunnen holen. Kochen auf offenen Feuern in Hütten. Keine Perspektive. Leben von dem, was ein kleines Stückchen Land rund ums Haus hergibt. Ich fotografiere Menschen, die mit den Resten des Wassers in einem weitgehend ausgetrockneten Flussbett einen Lastwagen waschen. Menschen, die irgendetwas auf dem Kopf tragen. Mit Menschen überfüllte Ladeflächen von Lastwagen. Kinder, die von der Schule heimgehen. Kinder, die versuchen sich hinten am Ersatzreifen des Autos festzuklammern und ein paar Meter mitzufahren. Kinder, die neben dem Auto herlaufen. Holger hält an und zeigt uns ein Krokodil. Es lebt auf drei Quadratmetern Beton, zwischen Betonmauern, zugedeckt mit Wellblech, das weggezogen wird, wenn jemand das Krokodil sehen will. Holger zahlt natürlich dafür, dass wir das Krokodil anschauen dürfen. Sieht so Verehrung aus?
Zwischenstopp zum Mittagessen am Strand von Baucau. Ein traumhafter Platz. Wir essen unter Palmen, aber das Essen ist so schlecht, dass mir auf der Rückfahrt speiübel ist. Kurzer Zwischenstopp am K 41. K41 heißt noch 41 Kilometer bis Dili. Dunkle Kiesel bedecken hier den Strand und man kann angeblich auch hier wunderbar schnorcheln, doch das Meer ist heute zu stark aufgewühlt.
Die Rückkehr nach Dili ist ein Schock. Nach den Tagen auf dem Land, in denen wir kaum andere Autos gesehen haben, nach den freundlichen Malae-rufenden Kindern, nach Einsamkeit und Ruhe, sind die Hektik, der Lärm, der chaotische Verkehr schwer auszuhalten.

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